Tiefe Sitzwanne

Der Einbau der tiefen Sitzwanne war Teil unserer großen Überholungsaktion im Winter 2020/2021.

Wie wir gehört hatten, fahren viele Sevenfahrer mit einer tiefen Sitzwanne. Aber warum? Wir hatten beim Kauf unseres Caterham normale Ledersitze auf dem normalen Unterboden verbaut und sind so auch die ersten beiden Jahr gefahren. Was uns dazu bewogen hat zumindest die Fahrerseite unseres Seven mit einer tiefen Sitzwanne auszustatten waren mehrere Situationen in denen ich beim Lösen der Kupplung mit dem linken Knie den Zündschlüssel umgedreht hatte und den Motor somit ausgeschalten habe. Irgendwie muss da also ein kleines bisschen mehr Platz zwischen Lenkrad, Zündschlüssel und Knie.

Woher besorgen?

Nun eine tiefe Sitzwanne für einen Seven SV mit Imperial Rahmen aus 2002 findet man leider nicht an jeder Ecke. Caterham selbst hat keine mehr für die SV, die nicht metrisch sind. Ebenso hat sich auf dem Gebrauchtmarkt nichts gefunden. Schlussendlich haben wir mit CCK Kempten Kontakt aufgenommen, Gunther und Rita hatten und schon mehrere Male ausgeholen obwohl sie keine Caterham Händler mehr sind. So konnten wir über CCK tatsächlich vom damaligen Chassishersteller unseres Caterham-Rahmens eine passende Sitzvertiefung noch erwerben. Preislich knapp 400 Euro damals inkl. Abholung bei CCK in Kempten. Mit den richtigen Maßen hätten wir wohl auch hier in Deutschland abkanten lassen können. Aber so haben wir gleich was was wirklich passt. Und wie sich später rausstellt, es passt tatsächlich ohne Nacharbeit.

Übrigens, mittlerweile hat Caterham wohl auch erkannt, dass es noch Bedarf gibt. Immerhin kann man die Lowered Floors nun wieder direkt bei Caterhamparts bestellen, auch wenn diese dann erst speziell angefertig werden.

Ein Loch muss in den Seven

Wie bauen wir die tiefe Sitzwanne ein? Das original Bodenblech (aus Alu) muss weichen. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dazu entschlossen wie folgt vorzugehen. Zuerst erfolgt der Ausbau des Sitzes und der Sitzschiene. Um an die Schrauben zu kommen muss der Sitz mehrmals verschoben werden. Gar nicht so einfach, wenn er wie in unserem Falle nicht wirklich gerade eingebaut ist und so die Möglichkeiten zum Verschieben eingeschränkt sind. Unten an der Verstärkung des Unterbodens die Mutter gegenhalten gelingt besser. Den Teppich im Innenraum etwas entfernen und siehe da, ein Geldsegen. Gut ein kleiner, aber immer etwas was der Seven aus UK vom Vorbesitzer mitgebracht hat. Nun geht es von der Unterseite her an das Ausbohren der Nieten. Was hier zum Vorschein kommt zwingt uns den vorhandenen Unterboden als Bohrschablone zu nutzen. Der der hier genietet hat, hat wohl nur mit Glück den Rahmen getroffen, gerade ist anders. Man wundert sich, dass so eine dünne Aluminiumplatte mit zwei kleinen Verstärkungen die Kräfte des Sitzes beim Fahren aufnehmen kann. Die neue, tiefe Sitzwanne ist mit um einiges dickerem Material gefertigt.

Weitere Nieten müssen nun seitlich ausgebohrt werden, da die Befestigung der Wanne künftig auf der Außenseite seitlich am Rahmen gelöst ist. Auch die Gurte müssen vorerst der Ausbohraktion weichen. Bei der Gelegenheit werden die nun erreichbaren Rahmenteile von innen versiegelt um Rost vorzubeugen.

Einpassen und Einbauen

Beim Einpassen ist Geschick und Gedult gefragt. So muss die tiefe Sitzwanne mehrmals für eine initiale Ausrichtung mit Gripzangen provisorisch befestigt werden. Mindestens drei Löchen müssen so gebohrt werden, damit die Löcher des alten Unterbodens als Schablone genommen werden können. Desweiteren muss eine weitere Querverstrebung innen angebracht werden, die am querliegenden Rahmenrohr und der Innenseite der Wanne befestigt wird. Die Löcher für die Sitzschiene sind nochmals eine ganz andere Baustelle. Hier wollen wir nicht nur übertragen, sondern dafür sorgen, dass der Sitz mittig, gerade ausgerichtet ist und sich sowohl maximal nach hinten als auch nach vorne verschieben lässt. Das alles kostet Stunden an Arbeitszeit.

Nach mehreren Probeanbringungen erfolgt das entgültige Vernieten. Um Korrosion zwischen Rahmen, Alu und Nieten zu vermeiden wird Karosseriekleber verwendet und die Nieten einmal in Unterbodenfett getaucht. Aufgrund der hohen Anzahl der Nieten haben wir uns eine pneumatische Blindnietpistole besorgt. Diese hat leider nach kurzer Zeit und mehreren Verstopfungen den Geist aufgegeben. Also doch mit einer herkömmlichen Nietzange. Das geht besser, aber in die Hände. Für die seitliche Vernietung in Fahrtrichtung rechts, dient die Innenverkleidung als Bohrschablone. Das geht problemlos und schnell. An manchen Stellen etwas eng, haben wir schlussendlich nicht nur alle Nieten des neuen tiefen Unterbodens eingenietet, sondern auch die nun offenen Rahmenteile wieder verschlossen.

Bei der Montage des Sitzes auf den neuen, innenliegenden Verstärkungen, zeigt sich, dass wir gut gemessen haben. Alles passt und ist perfekt ausgerichtet. Dass wir die Stange für die Sitzverstellung etwas verbieten müssen damit man ran kommt ist nur ein Detail. Nun wieder den Teppich im Innenraum auslegen und wir sind theoretisch fahrbereit (wenn da nicht noch die anderen Sachen der winterlichen Überholaktion wären). Ich habe die tiefe Sitzwanne zudem noch mit einem Schutzwachs versehen, dass etwas gegen Steinschlag schützen soll. Muss man nicht, aber schadet wohl auch nicht.

Kniefreiheit?

Einziger Nachteil der eingebauten Sitzwanne ist, dass wir beim Aufbocken des Sevens nun genau zielen müssen, da nicht mehr viel Platz zwischen Wanne, Rahmen und Hinterrad ist. Ein Holzkeil hilft. Ist die Kniefreiheit nun ausreichend? Nicht nur das, man sitzt etwas nach hinten angewinkelt, da die Wanne hinten tiefer ist als vorne. Natürlich sitzt man ein paar Zentimeter tiefer. Gerade bei meiner Größe ein Vorteil, dass der Scheibenrahmen nun nicht mehr stört. Angst davor, dass wir mit dem Unterboden einmal hängen bleiben habe ich nicht. Einerseits fahren wir den Seven aufgrund unserer unebenen Straßen sowieso recht hoch geschraubt, andererseits streift da zuerst die Ölwanne.

So sind wir nun schon tausende Kilometer gefahren. Eine Änderung die ich als Fahrer nicht mehr missen möchte, auch wenn man sich nach kurzer Zeit gar nicht mehr dran erinnert wie es denn ohne tiefe Sitzwanne war. Im Alltag daher eine Änderung die wohl am wenigsten im Bewusstsein ist.

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